Nach einem recht positiven Ersteindruck, in welchem ich viel Lob für Stray Blade übrig hatte, war ich auf all das gespannt, was mich im Fantasy-Abenteuer nun noch erwarten würde…
Umso enttäuschter bin ich allerdings, während ich nun die folgenden Zeilen tippe, den Day-One-Patch der Xbox-Version miteinbezogen habe und Revue passieren lasse, was nach gut 20 Stunden Stray Blade verbleibt. Insgesamt handelt es sich zwar um einen durchaus ambitionierten Titel, seine Stärken spielt dieser aber viel zu selten aus. Mit großen Ambitionen und Anleihen an Dark Souls und Co. hat sich Entwickler Point Blank Games zudem eine Messlatte auferlegt, der man unmöglich gerecht werden konnte.
Aber fangen wir – wie bei jedem guten Abenteuer – doch einmal ganz am Anfang an.
Stray Blade ist seit dem 20. April 2023, für die aktuellen Konsolen von Microsoft und Sony sowie den PC (via Steam oder Epic Games Store) erhältlich.
Preispunkt liegt aktuell bei etwa 34,99 Euro, was für ein Projekt mit diesem Spielumfang mehr als fair ist. Bedenken sollte man auch, dass hier ein kleines, deutsches Team (Point Blank Games) am werkeln war und nicht die AAA-Spieleschmieden von Square Enix, Ubisoft und Co.
Der Test erfolgt nach etwa 20 Stunden, die insgesamt für einen recht zügigen Durchlauf gereicht haben. Wer will kann sich aber auch etwas länger in der Welt aufhalten, da selbige mit Metroidvania-Charakter und etwaigen Geheimnissen immer wieder zum Erkunden einlädt. Insgesamt bekommt man also viel für sein Invest geboten.
Als abenteuerlustige(r) Farren verschlägt es uns auf eine Insel der besonderen Art, die nicht nur mit eigenen Gefahren, sondern auch Überresten einer großartigen Zivilisation so einige Schatzjäger und machtgierige Fraktionen anlockt.
Schnell finden wir uns durch eine Reihe von misslichen Umständen nun aber nicht nur als Schatzjäger und Überlebenskünstler, sondern gar als relevanter Bestandteil dieser Insel auf ihrer Oberfläche wieder. Um eine Lösung für das Dilemma zu finden und den tödlichen Gefahren unterdessen nicht anheim zu fallen, wird uns aber immerhin ein treuer Gefährte in Form von Boji bereitgestellt.
Die magiebegabte Mischung aus Mensch und Wolf steht uns aber nicht nur mit Rat, sondern auch in Form diverser Taten bei der Erkundung und den Kämpfen zur Seite und ist zumeist der Einzige, der Farren vor einem frühzeitigen Ableben bewahrt.
In den folgenden zwei Dutzend Spielstunden macht man sich schließlich mit Gefährten an die Erkundung der Insel, die vom Spieler die Meisterung diverser Elemente sowie das Bezwingen ihrer einstigen Machtinhaber verlangt.
Getrieben wird Stray Blade hiermit von einer recht unterhaltsamen, wenn auch kaum überraschenden oder originellen Geschichte. Als hübsches Beiwerk taugt selbige aber allemal. Und wenn Spielcharakter oder Begleitung einmal mehr einen kecken Kommentar vom Stapel lassen, kommt sogar gelegentlich ein leichtes Grinsen zum Vorschein.
Wie sehr Stray Blade eben diese Auflockerung aber auch nötig hat, wird einem erst bewusst, wenn man über das Gameplay und dessen Schwächen spricht…
Vorerst schien es, als würde Stray Blade gelungen Elemente von RPG-Größen wie Dark Souls und Fable vereinen, oder auch gekonnt Stärken von Geheimtipps wie Kingdom of Amalur: (Re-)Reckoning aufgreifen. Eine vielversprechende, farbenfrohe Mischung war das Ziel, die nicht nur Vorfreude sondern auch Erwartungen immens steigerte. Erfüllen kann diese Stray Blade aber leider zu selten.
Präsentiert wird uns eine recht lineare Fantasy-Spielwelt, die aber immerhin mit wandelnden Arealen und etwaigen Geheimnissen aufwartet. Aber das ist eigentlich auch gar nicht das Problem – subjektiv war es sogar ein Pluspunkt. Das Problem ist das der farbige Anstrich kaum darüber hinwegtäuschen kann, dass die Welt insgesamt dennoch recht leer und trostlos wirkt. Aufploppende Gegner, nachladende Texturen und Bugs tun hier lediglich ihr Übriges.
Schade ist das aber sehr, vor allem weil die Insel mit kolossalen Tempeln, etwaigen Biomen und (potenziell) vielversprechenden Ausblicken aus schwindelerregenden Höhen – insofern man viel Sehen könnte – auf dem Papier einiges zu bieten hat. Schade ist es, weil mir das alles so sehr gefallen will, es aber eben (noch) nicht tut…
Ähnliches gilt leider auch für die Kämpfe. Selbige sind recht simpel gehalten und neben einer guten Handvoll Manöver – inkl. Parier- und Ausweichoption – beschränkt man sich auf das Nötigste. An sich gut, weil das in der Theorie auch Spaß bringt, häufig gut funktioniert und so Spielspaß aufkommen lässt. Die Belastungsprobe meistert Stray Blade dennoch nicht gerade bravourös.
Gegnerische Angriffe werden durch Lags und Resets zur wahren Belastungsprobe, das ohnehin überpräzise Parier- und Ausweichfenster ist dadurch meist minimal und die Lock-On-Funktion ist ein 50:50 aus hilfreich und erschwerend.
Wenn es aber doch alles einmal klappt, machen die Kämpfe echt bock. Parieren fühlt sich dank Haltungssystem belohnend an, perfektes Ausweichen stellt nötige Energie für Kontermanöver her und die Exekutionen sind mit ordentlich Wumms inszeniert und entsprechend spaßig. Einmal mehr zeigt sich hier, was sich durch das komplette Spiel zieht: Die Ideen sind toll, das Potenzial war da, die nötige Feinarbeit lässt sich aber noch schmerzlich missen…
So geradlinig wie der Spielverlauf ist zumeist auch die Progression. Wer sich hier tiefgehende Builds erhofft hat, ist eher fehl am Platz. Mir persönlich hat es aber getaugt, weil Stray Blade so immerhin eine frische Abwechslung zu Elden Ring, Wo Long oder Skyrim ist.
Verbessern kann man Protagonist Farren primär durch geschmiedete Waffen und Rüstungen. Letztere bieten mehr Schutz und Energieeffizienz, während Waffen alternative Angriffsmuster, das Blocken mit dem Schild sowie Möglichkeiten offerieren, um mit Gegnern auf Kuschelkurs zu gehen oder Distanz zu wahren. Die Beherrschung einer Waffe bringt schließlich die Freischaltung passiver Verbesserungen mit sich, die Schaden, Gesundheit oder Ausdauer verbessern.
Auch diese Idee finde ich spannend, wo die Progression somit doch direkt an die Waffennutzung und -freischaltung gekoppelt wird, welche wiederum das muntere Ausprobieren fördert. Zeitgleich ist das aber ein zweischneidiges Schwert und eher problematisch, insofern man streckenweise keine neue Ausrüstung freischaltet, unter Materialmangel leidet oder den persönlichen Favorit nicht gegen suboptimale Alternativen eintauschen möchte.
Zumeist ist es aber auch der einzige Weg der Progression. Den jenseits von einer überschaubaren Anzahl freischaltbarer Fähigkeiten, welche an Story-Ereignisse und Bosskämpfe gekoppelt sind, bleibt Farren nur diese Form der Verbesserung.
Ob einem dieses Abenteuer also gefällt, ist sicher auch davon abhängig, inwieweit man sich auf die Spielidee von Stray Blade einlassen kann.
Was bei Stray Blade direkt ins Auge sticht ist natürlich die Optik sowie der farbenfrohe Stil, der eine willkommene Abwechslung zu immerzu düsteren Alternativen der Vergangenheit darstellt.
Genießen würde ich eben diese Optik auch gern öfter, gestört haben aber insbesondere auf Konsole die matschigen Texturen sowie zahlreichen Momente des Nachladens, die es dauert, bis der Pixelbrei meiner blutverschmierten Rüstung endlich auch in höherer Pixeldichte erkennbar war.
Rausreisen kann es aber immerhin der Sound. Die melodischen Klänge wirken stimmig und auch das Grummeln der Tierwelt, die Aufschreie der Menschengruppen oder das Klirren des Stahls machen einen guten Eindruck.
Selbst die Vertonung der Hauptcharaktere ist recht ordentlich und transportiert die kecke Art von Boji sowie Farren hervorragend. Wie im Ersteindruck bemerkt, wäre aber eine deutsche Vertonung das I-Tüpfelchen gewesen – auch wenn ich verstehe, dass man sich womöglich aus Kosten- und Zeitgründen dagegen entschieden hat…
Ich gönne Point Blank Games mit Stray Blade den größtmöglichen Erfolg – das tue ich wirklich. Denn im Kern wollte ich dieses Spiel mögen und habe es auch häufig getan.
Zeitgleich komme ich aber nicht umher, viele Kleinigkeiten zu kritisieren, die vor allem im späteren Verlauf meines Playthrough immer deutlicher ins Gewicht gefallen sind. Ich wünsche dem Team aber vor allem deswegen Erfolg, weil ich mir erhoffe, dass man mit genügend Zuspruch weiter an Stray Blade feilen kann.
Im Kern verbirgt sich hier nämlich immenses Potenzial, was bei Weitem noch nicht zur Gänze ausgeschöpft wurde. Bis dahin ist der Titel aber immerhin ein solides Abenteuer aus Deutschland, was man sich spätestens im nächsten Sale ohne schlechtes Gewissen ansehen kann… oder auch schon früher, wenn man bereit ist, ein Auge zuzudrücken.
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