Diablo 4 im Test: Blizzards meisterhafter Schritt nach vorn

Diablo 4 ist ein beeindruckendes Spiel. An dieser Stelle könnte der Test schon aufhören, da du alles Notwendige weißt, wenn du die teuflische Hack-n Slay Reihe von Blizzard kennst. Bist du hingegen neu im Genre und willst davon überzeugt werden, warum du dich gegen die Heerscharen der Hölle stellen solltest, dann bist du hier goldrichtig. 

Mit einer düsteren, fesselnden Atmosphäre bietet dir Blizzard eine immersive und stellenweise recht herausfordernde Erfahrung, die sowohl langjährige Fans der Serie als auch Neulinge begeistern wird. Diablo 4 ist mehr als nur ein weiterer Eintrag der Reihe… es ist ein mutiger Schritt nach vorne, der mit kleineren Stolperern verbunden ist. Mit einer detaillierten Geschichte, umfangreichen Gameplay und einer Spaßspirale, die ihres Gleichen sucht, bietet Diablo 4 dir aber zweifelsfrei ein Gesamtpaket, welches man in vielen moderneren Spielen vermisst.

Die Geschichte von Diablo 4 ist ganz klar eines der vielen Highlights des Titels. Blizzard hat es tatsächlich geschafft, eine fesselnde, packende Erzählung zu kreieren, die den Spieler einmal mehr in die dunkle, bedrohliche Welt Sanktuarios entführt. Hochwertige Cinematics in gewohnter Blizzard-Qualität sind nur eines der bildsprachlichen Schmankerl, an welchen man sich kaum satt sehen kann.

Die Geschichte ist aber auch nicht einfach nur Mittel zum Zweck, sondern diesmal integraler Bestandteil des Spielerlebnisses. Lilith, die Tochter des Hasses, verkörpert im aktuellsten Höllen-Abenteuer die Antagonisten, gegen die es zu bestehen gilt. Zeitgleich gab es wohl kaum einen Gegenspieler in der Reihe, welcher derart vielschichtig daherkommt.

Unterteilt ist die Odyssee deines Charakters diesmal in sechs Akte, welche dich pro Run zwischen 30 und 50 Spielstunden auf Trab halten. Abhängig ist das aber natürlich auch davon, wie sehr du dich von anderen Ereignissen in der gigantischen Spielwelt ablenken lässt.

Vor dem Release haben sich viele Fans darüber gesorgt, ob es sich bei Diablo 4 um ein klassisches Einzelspieler-Abenteuer oder aber eher ein Diablo-MMO handeln wird. Als Singleplayer-Fan kannst du trotz moderner Online-Features aber getrost aufatmen! Wenn du das Spiel allein genießen willst, kannst du das dementsprechend auch.

Du kommst allerdings nicht umher beim Spielen über deine jeweilige Konsole oder den PC mit dem Internet verbunden zu sein. Außerdem gibt es natürlich auch eine Reihe von Benachrichtigungen und sonstigen Social-Features – nach Wunsch sind diese aber immerhin abstellbar. Vermeiden lässt sich das Gefühl diese Welt nicht allein zu durchstreifen aber dennoch nicht…

Aufgrund des Shared World-Ansatzes wirst du nämlich früher oder später doch über Barbar Wirbelschnetzler89 stolpern oder in Hauptstädten von imposanten Spielercharakteren mit legendären Setgegenständen begrüßt. Ein kleiner Wermutstropfen für alle Einzelspielfanatiker und Fans dichter, bedrohlicher Atmosphäre, aber eben auch nicht viel mehr…

Das Gameplay von Diablo 4 bietet genau das, was für eine flüssige und befriedigende Erfahrung notwendig ist. Die Klassenauswahl besteht wie schon in der Beta aus:

Jede dieser Klassen besitzt ihre eigenen einzigartigen Fähigkeiten und Spielstile. Dies bietet eine große Vielfalt und Tiefe, die dazu beiträgt, dass das Spiel frisch und interessant bleibt.

Mit Maus oder Gamepad in der Hand stürzt du dich somit in spontane Auseinandersetzungen gegen Dutzende Banditen, Geister, Dämonen und andere Monster. Jeder Schlag, jeder Schuss, jeder Tritt oder Zauberspruch trifft dabei mit einer derartigen Wucht, dass die Feinde sehr blutig zerbersten, Gliedmaßen umherfliegen und aufwendige Todesanimationen gezeigt werden. Muss man nicht mögen, aber uns gefällt das! 

Die Kämpfe sind jedenfalls intensiv und vermitteln dir das Gefühl, dass du zweifelsfrei der mächtige Retter von Sanktuario bist. Ein alter Hut… aber eben auch eine Formel, die noch immer hervorragend funktioniert.

Und besonders in den ersten, geschmeidigen Spielstunden, wo die Level-Ups nur so aufploppen und fleißig ausprobiert werden kann, offenbart sich einmal mehr die Stärke des Skillsystems. Selbiges ist allerdings nicht ganz so komplex wie bei Genre-Kollege Path of Exile. Dennoch bietet aber auch Diablo 4 wieder mehr Vielfalt bei der Gestaltung des eigenen Dämonenschlächters. Hauptfähigkeiten werden über Knotenpunkte geskillt, können aber jederzeit gegen Gold wieder erstattet werden. Ein Prozess, der zunächst kostengünstig bleibt, im Verlauf aber deutlich kostspieliger wird. Insgesamt ist das Skillsystem in Diablo 4 aber eines, welches dir wieder mehr Tiefe bietet, ohne allzu übermannend für Casual-Spieler zu sein: Ein grandioser Mittelweg also! 

Auch während des Tests war unweigerlich zu spüren, dass das neue System zum Austesten anregt und Wechsel vom Bekannten zuweilen belohnt. Gerade in Kombination mit Gegenständen, die unsere Fähigkeiten verstärken oder uns komplett neue Zusatzeffekte spendieren wird somit schnell einmal das bisherige Lieblings-Skillset über den Haufen geworfen und mit einer neuen Auswahl an Talenten ersetzt. 

Ein gutes Build zu haben scheint aber (gerade auf den höheren Schwierigkeitsstufen) wieder von elementarer Bedeutung, wo doch Gegnertypen inzwischen wieder recht ordentlich zulangen können. Beinahe jede Gegnergruppe hat eigene Umgebungseffekte, nervige Störeffekte wie Bannkreise unterbrechen unsere geplante Skillabfolge und gerade Bosse lassen uns öfter mal ins Gras beißen.

Überwindest du die Horden von Schergen aber dennoch gekonnt, dann winkt dir wieder einmal der altbekannte und wohlverdiente Loot. Und auch wenn es manchmal nur 1-2 Schadenspunkte mehr sind, fühlt sich doch jede Verbesserung einmal mehr belohnend an – besonders dann, wenn sie “legendärer” Natur ist.

Die zu Beginn erwähnte Shared World hat vor der Veröffentlichung viel Diskussion ausgelöst – dabei wurde oft übersehen, dass Diablo 4 das Spiel der Reihe ist, welches zum ersten Mal eine zusammenhängende Open World bietet.

Im Gegensatz zu den Dungeons ist das Open-World-Layout jedoch festgelegt. Positiv ist aber vor allem, dass die Spielwelt durch die Verbindung aller Akte, Gebiete und Siedlungen deutlich glaubhafter wirkt als in früheren Spielen. Kehrseite sind fehlende Innovationen in puncto Open-World. Die Biome von Sanktuario begeistern aber dennoch mit Vielfalt und bieten von Schnee über Wüsten- und Sumpflandschaften bis hin zu Ausflügen in die Hölle alles, was das Schnetzelherz begehren könnte.

Ablenkungen gibt es zudem an jeder Ecke. Beispielsweise in Form versteckter Lilith-Statuen, welche permanente Boni gewähren, aber auch in Form unzähliger Nebenquests und spontaner Events. Aber auch wenn die Hauptstory begeistert, ist nicht jede Nebenquest automatisch ein Hit. Oft ist es eher ein netter Zeitvertreib, dessen Kern man auch dann aufgreift, wenn man sich nicht jede Dialogzeile durchliest oder anhört. Hätte man hier noch mehr Immersion mit bedeutsamen Erzählungen gewährleisten können? Sicher! Stört mich das Fehlen auf der Suche nach der nächsten legendären Waffe? Wohl kaum…

Kritteln möchte man lediglich an den konstanten Respawns, die dafür sorgen, dass ein Gebiet nie wirklich von Gegner geleert werden kann. Und vielleicht darf man auch den Umstand kritisieren, dass es für die gigantische Welt zwar viele Checkpoints und gar ein Reittier gibt, letzteres aber – aus subjektiver Sicht – leider viel zu spät zugänglich wird…

Diablo 4 bietet zwar kein Auktionshaus mehr, aber du kannst im Ingame-Shop Platinmünzen mit echtem Geld erwerben und damit bestimmte kosmetische Verbesserungen kaufen, ähnlich wie in einem Free2Play-Titel. Das hat bei vielen Fans für ein ungutes Gefühl gesorgt.

Das Angebot umfasst aktuell sowohl einzelne Gegenstände (immer nur Skins) als auch komplette Pakete. Du kannst deinem Reittier einen besonderen Look verleihen, neue Tattoos kaufen oder eine neue Optik für deinen Nahkampf-Slot erwerben.

Es bleibt abzuwarten, ob es auf lange Sicht einfacher ist, Geld für die schicksten Rüstungen auszugeben, anstatt nach Uniques mit besonderem Aussehen zu suchen. Fairerweise muss aber gesagt sein, dass es schon etwas frech anmutet, bei einem Vollpreistitel für kosmetische Inhalte für 20-30 Euro pro Skin zur Kasse zu bitten…

Und dann wäre da noch der Season Pass: Der Pass von Diablo 4 funktioniert wie ein Battle Pass und ist in kostenlose sowie -pflichtige Belohnungen unterteilt. Auf Wunsch kann aber auch diese Progression noch einmal mit Echtgeld beschleunigt werden.

Problematisch könnte das vor allem in Kombination mit Schwelender Asche werden, welche im ARPG als Level-Booster fungiert. Zwar ist diese auch im kostenfreien Teil des Passes verfügbar, wer jedoch Geld in die Hand nimmt erhält das begehrte Gut natürlich flotter. Ist das schon Pay-2-Win? Darüber kann man streiten.

Weil aber zumindest keine spielentscheidenden Vorteile wie bei Immortal erworben werden können, würden wir aktuell noch beide Augen zudrücken… und regelmäßige Kontrollbesuche abstatten.

Diablo 4 ist ein beeindruckendes Spiel, das sowohl langjährige Fans der Serie als auch Neulinge begeistern wird. Mit seiner düsteren Atmosphäre, einer detaillierten Geschichte und einem umfangreichen Gameplay bietet das Spiel ein Gesamtpaket, das wir in vielen modernen Spielen vermisst haben.

Das Gameplay bietet eine große Vielfalt und Tiefe, die dazu beiträgt, dass das Spiel frisch und interessant bleibt. Die Kämpfe sind intensiv und vermitteln das Gefühl, dass du der mächtige Retter von Sanktuario bist. Zwar ist das Charaktersystem recht geradlinig, bietet aber dennoch genügend Flexibilität beim Aufbau des Charakters –Egal, ob du dich dabei für den Barbar, Druide, Totenbeschwörer, Magier oder Jäger entscheidest.

Die Open World von Diablo 4 ist glaubwürdig und vielfältig, auch wenn sie keine bahnbrechende Innovation darstellt. Ablenkungen in Form von Events und Nebenquests gibt es aber zu Genüge.

Trotz kleinerer Stolpersteine ist Diablo 4 damit ein mutiger Schritt nach vorne für die Serie und bietet eine immersive und herausfordernde Erfahrung, die es wert ist, gespielt zu werden. Wir sehen uns in der Hölle!

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