Seit der Übernahme Twitters durch Elon Musk ist die Plattform in den Medien präsenter denn je. Liegt aber vermutlich auch daran, dass der neue Besitzer es in aller Regelmäßigkeit schafft, das Aufsehen von Millionen von Nutzern auf sich zu ziehen. Abschaffung der blauen Häkchen, Anpassung des Zeichenlimits und Co. sorgen dafür, dass der exzentrische Milliardär und seine Plattform nun bereits seit Wochen medial präsent sind – nur eben nicht immer durch positive Nachrichten.
Die jüngste Entwicklung könnte jedoch alles Bisherige toppen und der endgültige Sargnagel für die Social-Media-Plattform werden. So kündigte Musk am Samstag des 1. Julis schließlich an, dass Nutzer künftig nur noch eine limitierte Anzahl von Beiträgen pro Tag einsehen können. Verifizierte Nutzer dürfen sich auf 6.000 Artikel freuen, nicht verifizierte Accounts müssen sich mit 600 begnügen. Neue Konten erwischt es allerdings am härtesten, sind eben diese doch nur auf 300 Posts pro Tag beschränkt.
Musk hat die Hiobsbotschaft traditionell via Tweet verkündet, allerdings Interpretationsspielraum im Hinblick auf die Bedeutung eines “Views” sowie “Posts” gelassen.
Scheinbar werden jedoch auch angezeigte Antworten von Twitter-Nutzern in das Limit eingerechnet, während Anzeigen exkludiert sein könnten. So oder so scheinen uns 600 Tweets, Antworten oder was auch immer aber deutlich zu wenig …
Immerhin wurde aber das Limit schon mit einer ersten Korrektur nach oben versehen. Und so darfst du dich inzwischen wieder auf 1.000 bzw. 10.000 (nur für verifizierte Nutzer) Antworten, Tweets, etc. freuen. Dennoch dürfte man auch mit angehobenem Limit wohl alsbald an die Grenzen des täglich einsehbaren stoßen. Und so ist es doch nur eine Frage der Zeit, bis die Twitter-Community sich wieder mit ihren virtuellen Mistgabeln beim Account von Elon Musk versammelt …
Musk selbst behauptet, dass diese Beschränkung vor allem dem “extremen Daten-Scraping sowie der Systemmanipulation” entgegenwirken soll, ich vermute allerdings, dass die Neuerung noch ganz andere Hintergründe hat.
Immerhin entließ Musk nach Amtsantritt nicht nur einen Großteil der einstigen Twitter-Belegschaft, sondern stellte auch die Zahlung für etwaige Dienste vorerst ein. Hierunter mitunter auch die der Mietkosten für die eigenen Büros sowie Zahlungen für die Nutzung der Cloud-Hosting-Dienste von Google. Wenn solche Rechnungen allerdings derart lang unbezahlt bleiben, dürfte sich eine ordentliche Summe angestaut haben, die jetzt allmählich beglichen werden will …
Möglich wäre laut Webentwickler und Twitter-Nutzer Sheldon Chang aber ebenso gut, dass Twitter sich aktuell selbst ein Bein stellt. Konkret geht es Chang hierbei um die jüngsten Änderungen im Hinblick auf Anzeige von Tweets und der verbindlichen Anmeldung zur Anzeige selbiger, welche für erhöhte Datenanfragen und Probleme bei der Verarbeitung verantwortlich sein könnten.
Chang bezeichnet eben diesen Fall schließlich sehr treffend als die wohl “epischste aller Selbstverstümmelungen”.
Ich mache es kurz: Ich habe keine Ahnung.
Da Musk mitunter auch die Größe des Software-Engineering-Teams stark minimiert hat, ist völlig unklar, wann und ob das Problem in nächster Zeit gelöst wird. Wir sollten uns also für die nächsten Tage und Wochen erst einmal auf die Beschränkungen einstellen.
Problematisch ist das aber natürlich trotzdem, vor allem weil Twitter ohnehin seit längerer Zeit stark in der Kritik stand und sich infolge dieses Fauxpas nun weitere Nutzer von der Plattform verabschieden dürften. Und auch für die Einnahmen des Social-Media-Giganten könnte das kritisch sein. Immerhin bedeutet Anzeigelimitierung auch, dass Twitter keine Werbeanzeigen nach Überschreitung des Tageslimits mehr anzeigen kann und somit weniger Geld generiert wird.
Womöglich ist es also tatsächlich “die epischste aller Selbstverstümmelungen” …
Zu allem Überfluss reiht sich dieses jüngste Debakel auch nur in eine Reihe weiterer Probleme ein, mit der sich der CEO aktuell herumschlagen muss. Seien es mögliche Geldstrafen von Aufsichtsbehörden oder Tricksereien von API-Entwicklern – Herr Musk scheint schlichtweg keine Ruhe zu bekommen …
Zusammengefasst dürfte mit der jüngsten rühmlichen Aktion des Milliardärs nun das Vertrauen in Twitter auf einem historischen Tiefstand sein. Und dabei geht es nicht einmal nur um die Situationen, die Musk bereits verursacht hat, sondern vor allem auch um weitere, besorgniserregende Ankündigungen des Twitter-Besitzers, die auf eine noch viel düsterere Zukunft für uns als Nutzer bangen lassen.
Die Deaktivierung von TweetDeck für zahlungsunfähige Nutzer sowie eine neue Anruffunktion für Twitter, welche Frauen und Minderheiten das allerschlimmste befürchten lässt, sind nur einige Auszüge der glorreichen Ideen des Milliardärs.
Und was machen wir? Einfach der Plattform den Rücken kehren? Wäre schön!
Allerdings geht das wohl nicht ohne weiteres, da es derzeit noch keine echte Alternative zum sozialen Medium mit dem markanten blauen Vogel gibt. Metas Alternative ist noch in Arbeit, beim (dezentralen) sozialen Netzwerk Mastodon blieb der Erfolg aus – Wohin also?
Vielleicht zu Bluesky, wo die App von Jack Dorsey doch tatsächlich eine ernstzunehmende Konkurrenz für Twitter darstellen könnte. Vorerst bleiben die Pforten der Mehrheit allerdings verschlossen, da bei Bluesky nur auf Einladung hin ein Zugriff ermöglicht wird.
Also bleiben wir wohl doch bei Twitter und hoffen einfach weiter auf Elon Musks Manövrierfähigkeiten und darauf, dass er die von vielen so innig geliebte Plattform nicht vollends gegen die Wand fahren lässt …
Apropos “gegen die Wand fahren”: Womöglich ist das auch bei der Adaption der Buchvorlage rund um den ikonischen Hexer Geralt von Riva passiert. Zumindest macht es den Anschein, dass in Staffel 3 längst nicht mehr alles Gold ist, was glänzt. Hat die Serie also tatsächlich an ihrer Magie eingebüßt? Wir verraten es dir!