Die Nothing Ear (2) sind der Beweis dafür, dass dem Londoner Audiounternehmen gute und hochauflösende Audioqualität sehr am Herzen liegt. Die neuen Earbuds sind das Update der Ear (1), auf das wir gewartet haben – nicht zuletzt, weil bis zu 24 Bit/192 kHz mit einer Geschwindigkeit von 1 Mbps übertragen werden können und sie auch mit der LHDC 5.0 Codec-Technologie kompatibel sind.
Im Lieferumfang der Nothing Ear (2) befinden sich neben der Earbuds samt Ladecase die üblichen Verdächtigen: USB-C-Kabel, Gebrauchsanweisung und zwei Paare an Silikonohrstöpseln in unterschiedlichen Größen. Abgesehen von einem QR-Code, der dir die Möglichkeit gibt, die App ohne die Bemühung des Playstores herunterzuladen, enthält der Lieferumfang der Ear (2) nichts, das besonders hervorsticht. Was allerdings hervorsticht, ist das für Nothing typische und sehr extravagante Design, das mir persönlich immer einen kleinen Nostalgie-Trip beschert.
Die Nothing Ear (2) haben eine transparente Kunststoffhülle, wodurch man die im Inneren verbaute und filigrane Technik sieht. Ich kann einfach nicht anders, als jedes Mal an meinen Nintendo Gameboy aus Kindheitstagen zu denken, wenn ich die Ear (2) ansehe. Auch dieser war transparent, wodurch man das verbaute Innenleben des Handhelds begutachten konnte.
Ich persönlich bin jedenfalls ein großer Freund des Designs, da es mit voller Absicht aus der Reihe tanzt. Das Ladecase ist wiederrum zu ähnlich zum Vorgänger. Auf den ersten Blick ist es ehrlich gesagt schwer, überhaupt irgendeinen Unterschied festzustellen. Aber man kann nicht alles haben. Es ist zumindest cool, dass wieder die gleiche Einkerbung vorhanden ist, um das Ladecase als provisorischen Fidget Spinner zu benutzen. Optisch können die Ear (2) also überzeugen, aber trotzdem gibt es Designmängel, die das Erlebnis etwas ausbremsen.
Das größte Problem der Kopfhörer ist die wirklich seltsame und fummelige Bedienung. Die Nothing Ear (2) verfügen nicht wie ihre Vorgänger über Touch-Bedienelemente, sondern über zwei Drucksensoren, mit denen die Funktionen gesteuert werden. Drückst du einmal auf diese, pausierst oder startest du den aktuellen Song. Drückst du zweimal, überspringst du ein Lied in der Playlist. Und durch dreimal drücken springst du den Track wieder zurück.
Spätestens hier sollten die Alarmglocken läuten. Ich wiederhole mich mal zur Sicherheit: Man muss dreimal auf den Sensor drücken, um einen Song in der Playlist zurückzuspringen. Dreimal. Das ist einfach viel zu fummelig, dauert zu lang und ist alles andere als intuitiv. Und die Bedienung ist an beiden Earbuds identisch – das heißt im Klartext, dass sowohl links als auch rechts das komplett Gleiche gesteuert wird. Du hast also nicht mal die Möglichkeit, standardmäßig die Lautstärke an den Earbuds zu regulieren. Das geht nur, wenn du in der Nothing X App “Zweimal drücken und halten” mit einer weiteren Funktion belegst. Perfekt gelöst sieht anders aus.
Die Ear (2) besitzen außerdem eine Trageerkennung. Sie pausieren also deine Musik, wenn du sie abnimmst. Allerdings reagiert diese Funktion nicht immer, wenn du zum Beispiel nur einen der Kopfhörer ablegst. Die Akkulaufzeit liegt mit etwa 6 Stunden eher im Durchschnitt. Das Ladecase hält immerhin ganze 30 Stunden. Du hast also einige Aufladungen, bevor du es ans Kabel anschließen musst.
Ein wirklicher Hit ist hingegen die Nothing X App. Neben des üblichen Standards wie Equalizer, Geräuschregelung und Gaming-Modus, gibt es obendrein die Möglichkeit personalisierte ANC- und Klangprofile durch kurze Tests zu erstellen. Bei dem ANC-Test musst du dich lediglich in einer lauten Umgebung befinden (die Mikrofone brauchen eine gewisse Lautstärke, mit der sie arbeiten können) und in wenigen Augenblicken hast du dein ganz persönliches ANC-Profil.
Wirklich interessant wird es allerdings erst mit dem Sound-Test, um dein personalisiertes Klangprofil zu erstellen. Das Ganze dauert etwa fünf Minuten, während deinen Ohren eine Reihe von Hintergrundgeräuschen vorgespielt werden. Ist ein Piepton im Laufe des Tests zu hören, musst du dies der App mitteilen. Wenn der Test abgeschlossen ist, siehst du ein Diagramm, in dem die von Nothing vorgenommenen Klangverbesserungen rot markiert sind. Und hat dieser Test wirklich Auswirkungen? Die Antwort lautet: Ja!
Ich habe zum Beispiel ein weiteres Detail in den Höhen gespürt. Ein zusätzliches Klimpern im Windspiel zu Beginn von The Cure’s Plainsong, bevor die ausgedehnten Bässe und Synthesizer einsetzen. Bei Sweet Hallelujah von Tom Grennan hörte ich eine Struktur in der gefühlvollen Stimme des Sängers, die ich bisher noch nicht bei Nothing-Kopfhörern bemerkt habe.
Überhaupt ist die Klangqualität der Nothing Ear (2) wirklich ausgewogen und für nahezu jedes Genre bestens geeignet. Bei vielen Songs spürt man jedoch, dass sich die Ear (2) besonders in den Mitten zu Hause fühlen. Sänger klingen immer sehr natürlich, ohne je Treble oder Bass übermäßig in den Hintergrund zu schieben. Höhere Frequenzen werden im Großen und Ganzen von den Ear (2) ebenfalls sehr gut gestemmt, allerdings hört man auch, dass sie ein wenig an Genauigkeit verlieren, wenn zu viel im Song los ist – zum Beispiel, wenn zu viele Synthesizer enthalten sind. Allerdings kann hier der personalisierte Sound-Test schon ausreichen, um diese Schwäche auszumerzen. Der Bass ist stets kontrolliert, aber insgesamt etwas schwach auf der Brust. Tiefe Frequenzen sind zwar deutlich hörbar, betonen den Bass aber auch nicht übermäßig. Wenn du also viel basslastige Musik hörst, könnten dir die Nothing Ear (2) also zu wenig Bums bieten.
Insgesamt sind die Nothing Ear (2) eine deutliche Verbesserung zu ihrem Vorgänger, was sich vor allem in der stark verbesserten Klangqualität bemerkbar macht. Kombiniert wird das Ganze mit einem stylischen Design, vielen Funktionen und einer großartigen App, die deinen Hörgenuss durch simple Tests nochmal deutlich anhebt. Wenn man mal von den fummeligen Bedienelementen absieht, sind die Nothing Ear (2) wirklich gute True-Wireless-Kopfhörer, die dir ein angemessenes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten.
Die Nothing Ear (2) sind ab sofort via Amazon (Öffnet sich in einem neuen Tab), aber auch über die offizielle Nothing-Webseite (Öffnet sich in einem neuen Tab) zu einem Preis von 149 Euro erhältlich. Preislich liegen sie somit ein Stückchen über den Nothing Ear (Stick), was aber nicht verwunderlich ist, wenn man bedenkt, dass die Ear (2) ein verbessertes Arsenal an Spezifikationen bieten.
Um die Nothing Ear (2) zu testen, habe ich sie im Rahmen meiner normalen Routine verwendet – ich habe Musik über Bluetooth von meinem Handy via YouTube Music gehört, während ich gearbeitet habe oder in der Stadt unterwegs gewesen bin.
Auch habe ich sie mit einem Laptop gekoppelt, um das Multi-Point-Pairing zu testen, welches zwar ohne Probleme funktioniert, sich aber auch gerne mal selbstständig macht, wenn man die Nothing X App öffnet. Aber das könnte an meinem Smartphone selbst liegen. Neben des Streamings von Titeln aus YouTube Music habe ich auch Podcasts via Podigee gehört und heruntergeladene Videos angeschaut. Besonders hat mir der ANC-Test gefallen, wodurch du dein eigenes personalisiertes ANC-Profil anlegen kannst.
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