“Diablo 4 soll den Spielern mehr Freiheiten denn je bieten”, verspricht mir Joe Shely, Game Director von Diablo 4.
Am 22. März durfte ich mich nach Berlin begeben, um diese und viele andere Infos im Interview mit Shely und Rod Fergusson, dem General Manager des Diablo Franchise, zu diskutieren. Zu Vorbereitung habe ich mich bereits am vergangenen Wochenende, zusammen mit Kollege William, in die Beta von Diablo 4 (Öffnet sich in einem neuen Tab) gestürzt.
Ich konnte vieles ausprobieren, einiges blieb mir aber auch noch verwehrt. Entsprechend viele Fragen brannten mir nun aber auf der Seele. Fest stand jedoch bereits da, dass Diablo 4 bisher einen starken, positiven Eindruck bei den Spielern hinterlassen hat. Und das bestätigt mir auch Jon Shely:
“Viele Spieler haben bereits das erste Beta-Wochenende genutzt, um bis Level 20 zu spielen und sich so die Belohnungen für die Release-Version zu sichern. Und auch wenn der Start etwas steinig war, haben sich Login-Probleme und Co. schnell beheben lassen.”
Aktuell wolle man aber noch nicht zu viel für das Open-Beta-Wochenende versprechen. Vor allem, weil hier mit dem “vier- bis fünffachen” an Spielern gerechnet wird.
Für den finalen Release im Juni zeigen sich Joe Shely und Rod Fergusson hingegen zuversichtlich: “Die Beta dient gewissermaßen als Lernprozess und sorgt schließlich dafür, dass wir den Launch nur umso angenehmer gestalten können”, so Fergusson.
Und für Zuversicht hat man aktuell auch allen Grund. Das Spiel ist nämlich nicht nur äußerst beliebt, sondern bisher auch extrem unterhaltsam und somit dürfte es einmal mehr die Fangemeinde komplett in seinen Bann ziehen. Fähigkeiten sind wuchtig, die Performance über alle Plattformen hinweg solide und insbesondere die Story weiß durch tolle Inszenierung und Charaktere zu begeistern. Aber auch wenn der Ersteindruck positiv war, kam ich nicht umher in einigen Belangen noch einmal nachzuhaken…
Getreu dem Motto “Return to Darkness” handelt es sich bei Diablo 4 zunächst einmal um eine deutlich düsterere Variante im Vergleich zu den Vorgängern.Das mag, laut Fergusson, aber auch der “Entwicklung des Mainstreams” geschuldet sein. Während Diablo 3 zu seiner Zeit versuchte mit knalligem, bunten Look zu punkten, ist heutzutage auch ein Schritt hin zu einem erwachseneren, düstereren Setting möglich, ohne das hiervon der Großteil der Interessenten abgeschreckt wird.
Der neue Ansatz spiegelt sich auch in der Story wider, die eine Einteilung der Charaktere in Gut und Böse nicht ohne weiteres zulässt. Konkret erklären mir die beiden das an Cover-Figur Lilith:
“Lilith ist keineswegs nur die Personifizierung des Bösen oder eines durchtriebenen Schurken. Stattdessen ist der Charakter deutlich vielschichtiger…”, so Fergusson.
Weiter heißt es: “Lilith ist ein Charakter mit Grautönen und damit sogar recht ähnlich zum Engel Inarius. Diese Komplexität hat zur Folge, dass man sich entlang der Story häufig mit Momenten konfrontiert sieht, die einem die eigenen Aktionen hinterfragen lassen und womöglich auch, ob man denn noch für das Richtige kämpft.”
Deutlich machen die beiden dabei auch, dass die Story im neuesten Ableger weit mehr als nur schnödes Beiwerk sein soll. Und hierfür ist es durchaus dienlich, dass auch dem eigenen Charakter eine wichtigere Rolle zuteil wird…
Es mag wie ein Widerspruch klingen, aber trotz des Always-On- und Open-World-Ansatzes von Diablo 4, der dich mit unzähligen Mitspielern in eine Welt wirft, ist der eigene Charakter bedeutsamer denn je.
Ein wichtiger Grund hierfür, wird gleich zu Beginn deutlich: Die Integration in die Zwischensequenzen. Erstmalig sehe ich dort meinen muskelbepackten Barbar, der tatsächlich so gezeigt wird, wie ich ihn vorher im Charakter-Editor gestaltet habe, während er sich mit Inarius und Co. im Dialog befindet.
Zeitgleich sind es aber nicht nur diese Cutscenes, die zu meinem Interesse an der Story beitragen, sondern auch die Auswahl an dynamischen Kameraeinstellungen sowie die “über 900 vertonten Charaktere”, die es laut Shely in Sanktuario zu treffen gilt und welche zur Immersion beitragen.
Fergusson verrät mir auf Nachfrage zudem, dass das Team sehr froh über die modernen Möglichkeiten sei, die es endlich ermöglichen auch den Spielercharakter mit seinen Eigenheiten in die Story einzubinden.
“Früher war das aufgrund mangelnder technischer Möglichkeiten nicht umsetzbar. Nun aber können wir moderne Features nutzen und hochwertige Zwischensequenzen mit dem erstellten Charakter anfertigen, der dann sogar die aktuelle Rüstung anbehält”, so Fergusson. Die Idee sei zwar “schon länger im Gespräch” gewesen, die Umsetzung hingegen war erst mit Diablo 4 so möglich.
Aber nicht nur die Story, sondern auch die Welt selbst ist unglaublich spannend und umfangreich. Das Highlight ist dabei die Freiheit, die die Entwickler dem Spieler einräumen. Angefangen bei der Charaktererstellung über die Skillung der Fähigkeiten bis hin zur Wahl des Level- und Questgebietes – alles hängt von deiner Wahl ab.
“Es geht uns um höheren Wiederspielwert, um die Freiheit in der Auswahl. Das Durchstreifen der Welt, die Erkundung der Dungeons oder Teilnahme an spontanen Events – Diablo 4 soll dir mehr Freiheiten denn je bieten”, so Shely.
“Zeitgleich hast du jederzeit die Möglichkeit zwischen Aktgebieten und Missionen zu wechseln. Die Story läuft nur an gewissen Knotenpunkten zusammen, jenseits davon ist es aber dir überlassen, wo und wie du Diablo 4 spielen willst”, ergänzt er.
Freiheit offeriert dir der Titel übrigens auch im PvP. Laut Shely sei es demnach “durchaus möglich, sich direkt mit einem Level-1-Charakter zu den Feldern des Hasses zu bewegen” – raten würde er hierzu aber nicht.
So oder so dürfte der PvP-Aspekt aber eine größere Rolle als noch in den Vorgängern einnehmen. Zumal er diesmal fast nahtlos in die restliche Spielwelt eingebunden ist.
Und auch wenn dir Titel bereits eine üppige Menge an Spielinhalten zum Release bieten wird, dürften im Anschluss doch auch die saisonalen Updates für Langzeitmotivation sorgen.
“Saisonalen Updates sind in gewisser Hinsicht inspiriert von Diablo 3, werden etwa einmal pro Quartal erscheinen, dürften aber deutlich vielfältiger ausfallen als noch im Vorgänger”, sagt Fergusson.
Shely ergänzt daraufhin: “Saisonaler Content soll zudem stärker auf die einzelnen Nebencharaktere eingehen. Hier haben wir viele Möglichkeiten, da wir hunderte von vertonten Charakteren zur Verfügung haben, von denen viele eine spannende Hintergrundgeschichte bereithalten.”
Wahlweise kannst du hier zudem den Season Pass erwerben, der dich für knapp 10 Euro mit (optionalen) kosmetischen Inhalten entlohnt. Damit distanziert man sich glücklicherweise wieder vom kritisierten Modell in Diablo Immortal, welches im Vorjahr noch so einige Interessenten abgeschreckt hat.
Zuletzt konnte ich auch noch einmal näher auf die Bedeutung von legendären Gegenständen eingehen. Laut Shely seien diese zwar “noch immer eine der drei Hauptkomponenten, die, neben Fähigkeiten und dem Paragon, deine Spielweise beeinflussen”, zeitgleich sei jedoch ein guter Build nicht mehr nur allein vom Loot-Glück abhängig.
“Es gibt auch Dungeons, die dir Boni geben, die ganz ähnlich sind zu denen des legendären Loots, den du auf deinen Abenteuern findest. Magst du beispielsweise die Schutzschildfunktion eines Gegenstandes, kannst du mit etwas Glück eine leicht abgeschwächte Variante dessen nach Abschluss des Dungeons erhalten und somit nach Belieben nutzen – auch ohne den entsprechenden Gegenstand.”
Sollte dir hingegen Fortuna hold sein, darfst du dich auf starke Effekte freuen, die du nach Wahl sogar auf spätere, bessere Ausrüstung übertragen kannst.
“Wir haben Diablo 4 zudem so gestaltet, dass die Effekte von legendären Gegenständen extrahierbar sind. Findest du also entlang deines Abenteuers eine Alternative mit überlegenen Werten, kannst du selbige mit dem bekannten Effekt deines bisherigen, legendären Items kombinieren und so deinen Charakter ganz nach deinen Vorstellungen gestalten.”
Fergusson ergänzt: “Legendäre Gegenstände sollen sich noch immer belohnend anfühlen. Sie sollen dich dazu motivieren neue Spielstile auszuprobieren und Fähigkeiten zu finden, die zu dir passen.”
“Ich liebe beispielsweise die Möglichkeit, dass dir Gegenstände Skillpunkte bereitstellen können – sogar für Fähigkeiten, die du gar nicht im Talentbaum ausgewählt hast. So hast du auch später die Möglichkeit ohne Neuverteilung die Alternativen zu deiner derzeitigen Skillung auszutesten.”
Fun Fact: Versichert wurde mir dabei auch, dass du somit Fähigkeiten mit mehr als den 5 verteilbaren Punkten im Talentbaum verstärken kannst. Dem “Alles auf Wirbelwind”-Build meines Barbaren steht also nicht mehr viel im Weg…
Zusammengefasst steht Diablo 4 also gänzlich im Zeichen von Freiheit, Erkundung und der Qual der Wahl für den Spieler.
Seit Jahren war das Spiel nicht mehr so vielschichtig, die Story hat gleichermaßen eine Schippe draufgelegt und die brillante Optik (die du dem Gameplay-Video und zahlreichen Screenshots entnehmen kannst) begeistert ebenso sehr.
Das Spielejahr 2023 ist äußerst stark… und trotzdem bin ich guten Mutes, dass Diablo 4 sich zum Jahresende weit oben in der Liste der Spielehighlights platzieren wird. Mit Vorfreude warte ich deswegen schon jetzt auf den 6. Juni 2023, an dem der Titel für PC, PlayStation 4 (Öffnet sich in einem neuen Tab), PlayStation 5 (Öffnet sich in einem neuen Tab) sowie Xbox One (Öffnet sich in einem neuen Tab) und Series X (Öffnet sich in einem neuen Tab) erscheint.
Und jetzt entschuldige mich – Der nächste Run mit dem Druide wartet auf mich.